Jesus an unserer Hand – Predigt zum Sonntag Invokavit (Hebr 4,14-16)

Liebe Gemeinde,

Wir haben gerade eben das Lied gehört, dass ich vor zwei Wochen vergessen habe: Gottes Wort ist lebendig, kräftig und schärfer von den Gospelsternen unter der Leitung von Eric Bond.
Vielleicht erinnert sich dieses Lied etwas an die Predigt vor zwei Wochen: Es ging darum, dass Gottes Wort lebendig, kräftig und schärfer als jedes Schwert ist. Dass wir durch Gottes Wort klar sehen können, was wir falsch macht. Und dass dies aber keine schlimme Sache ist, da Gott uns immer wieder neu anfangen lässt – wir haben seine Gnade.
Der heutige Predigttext knüpft direkt an den Worten vor zwei Wochen an, setzt aber einen neuen Aspekt.
Er steht im Hebräerbrief im 4. Kapitel:
Weil wir einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat,
so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis.
Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.
Liebe Gemeinde, ein schwieriger Text finde ich. Schwierig wegen dem unvertrauten Bild des Hohepriesters, der Himmel durchschreitet, aber auch wegen bekannten Begriffen wie Sünde und Gnade, über die man hier neu nachdenken muss.
Ich habe Ihnen deshalb den Text ausgedruckt. Begriffe, die wir noch einmal klären sollten, sind unterstrichen.
Und zwischen allem haben Sie etwas Platz, um ihre eigenen Ideen, ihre eigenen Begriffe schreiben zu können.
Zum Schluss erhalten Sie im besten Fall ihre eigene Übertragung des heutigen Textes, gut verständlich.
Fangen wir also an:
Weil wir einen großen Hohenpriester haben,schreibt der Verfasser des Hebräerbriefs.. Der Hohepriester war der oberste Priester im Tempel von Jerusalem. Er war in der Gesellschaft sehr angesehen und durfte als einziger in das Allerheiligste, den Wohnort Gottes gehen. Er leitete den Ritus am Versöhnungstag, Jom Kippur, und versöhnte so Gott mit seinem Volk. Er war der, der die Verbindung zwischen Gott und seinem Volk hielt. Ich denke, wir können das Wort Hohepriester gut ersetzen als den, der uns Gott näher bringt.
Auf dem Weg ins Allerheiligste durchschritt der Hohepriester zwei Teppiche, statt Türen, die mit Sternen geschmückt waren. Sie symbolisierten den Himmel. Daran erinnert das Wort „der die Himmel durchschritten hat“, aber natürlich denkt man auch an Christi Himmelfahrt.
Ich denke diesen Begriff kann man gut ersetzen durch „der zu Gott gekommen ist“.
Wir können also sagen: Weil wir einen haben, der uns Gott nahe bringt – Jesus, den Sohn Gottes, der zu Gott gekommen ist –
so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis.
In einigen Bibelübersetzungen heißt es auch „am Bekenntnis zu ihm“. Im Bekenntnis geht es darum, zu Jesus und seinen Lehren zu stehen und auf sie zu hören.
Der erste Vers lautet also: Weil wir einen haben, der uns Gott nahe bringt – Jesus, den Sohn Gottes, der zu Gott gekommen ist – so lasst uns an Jesus und seinen Lehren festhalten.
Im Nächsten Vers kommt die Versuchung vor. Was ist versucht werden? Ich denke es geht darum, mit sich zu kämpfen: In der eigenen Schwachheit, in den Sorgen und Nöten darum zu kämpfen, ob ich an Jesus und seinen Lehren festhalte. Denn als Gefahr droht die Sünde. Die Sünde ist erstmal nicht das, was ich tue. Sondern es ist das, was mich von Gott trennt.
Es ist der Zustand in dem ich sage: Gott gibt es nicht. Er hasst mich, mit ihm will ich nichts mehr zu tun haben.
Wir können also den nächsten Vers wie folgt übertragen:
Denn der, der uns mit Gott verbindet, kann unsere Schwachheit verstehen. Er kämpfte, wie wir, immer wieder mit sich, jedoch war er nie von Gott getrennt.
Darum übersetzt Luther – lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.
Was ist Gottes Gnade? Ich denke zuallererst drückt es aus: Gott verzeiht uns, wenn wir Fehler machen. Wenn wir uns von ihm abwenden, an ihm zweifeln. Er sagt nicht: Dann geh halt weg, aber komm nie wieder, sondern er verzeiht uns und lässt uns neu anfangen.
Gnade ist aber auch, das Gott uns stärkt neu anzufangen.
Gnade und Barmherzigkeit sind für mich fast Deckungsgleich. Barmherzigkeit bedeutet ein Großes Herz. Gott nimmt uns an.
Ich würde den letzten Vers wie folgt umschreiben:
Darum lasst uns mit Zuversicht zum Thron Gottes, der uns verzeiht, kommen. Er nimmt uns an und stärkt uns, wenn wir Hilfe nötig haben.
Ich lese es noch einmal als ganzes wie ich diesen Text in heutiges Deutsch übertragen habe:
Weil wir einen haben, der uns Gott mit Gott verbindet – Jesus, den Sohn Gottes, der zu Gott gekommen ist – so lasst uns an Jesus und seinen Lehren festhalten.
Denn der, der uns mit Gott verbindet, kann unsere Schwachheit verstehen. Er kämpfte, wie wir, immer wieder mit sich, jedoch war er nie von Gott getrennt.
Darum lasst uns mit Zuversicht zum Thron Gottes, der uns verzeiht, kommen. Er nimmt uns an und stärkt uns, wenn wir Hilfe nötig haben.
Jesus weiß, wie es uns Menschen geht. Er kennt unsere Kämpfe, Sorgen, Nöte, Schwachheit.
Und dennoch hat er immer auf Gott vertraut. So verbindet er uns mit Gott.
Mich erinnert das Wort vom Thron an die Momente, wenn meine Tochter selber etwas bezahlen möchte. Aber wenn Sie dann zu den Erwachsenen kommt und mit Ihnen reden muss, dann verlässt sie auch mal der Mut.
Dann ist es gut, wenn Papa an der Hand ist und dann traut sie sich doch.
Vielleicht ist das Bild vom Thron ähnlich. Er nimmt uns an der Hand, wenn uns der Mut fehlt zum Thron Gottes zu kommen. Mit ihm an der Hand trauen wir uns doch, mit unseren Fehlern und Zweifeln zu Gott zu kommen. Egal was war. Gott wird uns annehmen und helfen. Amen.
Anhang: Der ausgeteilte Predigttext:
Hebräerbrief 4,14-16 nach der Übersetzung von Martin Luther

Weil wir einen großen Hohenpriesterhaben, Jesus, den Sohn Gottes,
der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis.
Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer
Schwachheit, sondern der versucht wordenist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade
 
damit wir Barmherzigkeitempfangen und Gnadefinden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.

 

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