Ein Film, der Mut macht. Predigt zu Offb 1,9-18

Liebe Gemeinde,

als ich in Belfast in Nordirland studierte, habe ich nebenbei in einem Kino der Uni gearbeitet. Es war ein klassisches Programmkino: Kaum Mainstream, viele Kunstfilme.

Manches war es schwierig die Filme zu verstehen. In Englisch ging es noch, aber mancher Dialekt war hart. Noch schwierigier waren manchmal Spanisch oder Französisch mit englischen Untertiteln.

Und dann gab es da die unterschiedlichen Erzählstile: Manche Geschichte war gerade aus, da konnte man sich innerlich zurücklehnen und wenn man nicht alles ganz verstand, war das nicht weiter schlimm.

Aber bei manchem Kunstfilm war es gut, dass ich ihn zweimal am Abend anschauen musste und bei manchem verstand man den Sinn auch erst nach einer ausgiebigen Diskussion mit den Kollegen, die einem manche Zusammenhänge erklärten, die ich nicht kannte

Unser heutiger Predigttext aus dem Buch der Offenbarung ist so ein Kunstfilm. Er ändert sich schon dadurch welche Übersetzung ich lese.

Er weckt viele Assoziationen. Er braucht Erklärungen und ich kann Ihnen nicht versprechen, dass Sie danach mehr verstehen als am Anfang.

Er steht im Buch der Offenbarung im 1. Kapitel, ich lese ihn in der Fassung der Neuen Genfer Übersetzung:

Ich, Johannes, euer Bruder, bin auf die Insel Patmos verbannt worden, weil ich das Wort Gottes verkündete und für die Botschaft von Jesus eintrat.

Ich bin also wie ihr um Jesu willen in Bedrängnis, aber durch Jesus haben wir alle auch Anteil an Gottes Reich und sind dazu aufgerufen, unbeirrt durchzuhalten.

Hier auf Patmos wurde ich an einem Sonntag, dem Tag des Herrn, vom Geist Gottes ergriffen. Ich hörte hinter mir eine Stimme, die durchdringend wie eine Posaune klang und die mir befahl: »Schreibe das, was du siehst, auf eine Schriftrolle, und schicke sie an die sieben Gemeinden in ´den Städten` Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea.«

Ich wandte mich um, weil ich sehen wollte, wessen Stimme es war, die ich hörte, und wer mit mir redete.

Da sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern jemand, der aussah wie der Menschensohn.

Er war mit einem Gewand bekleidet, das ihm bis an die Füße reichte, und trug ein breites goldenes Band um die Brust.

Das Haar auf seinem Kopf war weiß wie schneeweiße Wolle, und seine Augen glichen lodernden Flammen.

Seine Füße glänzten wie Golderz, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme klang wie das Tosen einer mächtigen Brandung.

In seiner rechten Hand hielt er sieben Sterne, und aus seinem Mund kam ein scharfes, beidseitig geschliffenes Schwert. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne in ihrem vollen Glanz.

Bei seinem Anblick fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder. Doch er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: »Du brauchst dich nicht zu fürchten! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, aber jetzt lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zum Totenreich.

Unser Kinofilm geht relativ einfach los: Wir sehen einen Mann, der seine Lebensgeschichte aufschreibt. Hinter ihm der Blick auf das blaue Mittelmeer, die grün bewachsenen Berge. Der Mann schreibt einen Brief, die Musik wird etwas unruhiger:

Ich, Johannes, euer Bruder, bin auf die Insel Patmos verbannt worden, weil ich das Wort Gottes verkündete und für die Botschaft von Jesus eintrat.

Ich bin also wie ihr um Jesu willen in Bedrängnis, „

Da kommen Assoziationen hoch: Wer ist heute in Bedrängnis? Open Doors hat gerade wieder den Weltverfolgungsindex veröffentlicht. Den Platz 1 hält seit Jahren Nordkorea, es folgen Afghanistan, Somalia und Libyen.

Die Verfolgungen sind ganz unterschiedlich, aber damals zur Zeit des Johannes wie heute ist eines gleich: Von Jesus reden kann das Leben bedrohen.

Und Christlich handeln kann auch bei uns gefährlich sein. In manchen Gegenden brennt dein Auto, wenn du dich als Pfarrer gegen Neonazis einsetzt.

Doch das Gekratze der Feder holt uns zurück in unseren Film: „Hier auf Patmos wurde ich an einem Sonntag, dem Tag des Herrn, vom Geist Gottes ergriffen.

Die Musik, der Ton, das Licht ändert sich. Der Hintergrund wird anders, wir merken, es wird unwirklicher. Die Spannung steigt. Da, Ich hörte hinter mir eine Stimme, die durchdringend wie eine Posaune klang und die mir befahl: »Schreibe das, was du siehst, auf eine Schriftrolle, und schicke sie an die sieben Gemeinden in ´den Städten` Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea.«

Eine Botschaft, die fast ganz Kleinasien, die Küste der heutigen Türkei abdeckt. Große, stolze, Gemeinden wie die von Paulus gegründeten Epheser oder das stolze Patmos, deren Tempel bei uns weithin bekannt ist.

Kleine Gemeinden, die uns nichts sagen wie Thytira oder Laodizea.

Es ist, als wäre es eine Botschaft an die ganze Welt – adressiert an sieben Gemeinden. Die Zahl sieben ist eine besondere Zahl. Sie war es schon in uralten Zeiten: Unsere Woche hat sieben Tage, es gab sieben Weltwunder und Schneewittchen wird von sieben Zwergen versorgt,der Wolf frisst sieben Geisslein, die Fastenzeit dauert sieben Wochen

Sieben Gemeinden, eine besondere Anzahl.

Doch – keine Zeit darüber nachzusinnen, denn unser Film geht weiter: Ich wandte mich um, weil ich sehen wollte, wessen Stimme es war, die ich hörte, und wer mit mir redete.

Da sah ich sieben goldene Leuchter

Da ist sie wieder die sieben. Sie erinnert auch an den siebenarmigen Leuchter, die Menora, die im Judentum im Tempel stand.

Und so ändern sich die Bilder, wir stehen nun mit Johannes im Tempel von Jerusalem – wohlwissend, dass dieser eigentlich schon von den Römern endgültig zerstört wurde.

Werden wir nun erfahren, wer mit uns spricht? Machen Sie vielleicht die Augen zu, um dieses Bild des Johannes zu sehen:

mitten unter den Leuchtern stand jemand, der aussah wie der Menschensohn.

Er war mit einem Gewand bekleidet, das ihm bis an die Füße reichte, und trug ein breites goldenes Band um die Brust.

Das Haar auf seinem Kopf war weiß wie schneeweiße Wolle, und seine Augen glichen lodernden Flammen.

Seine Füße glänzten wie Golderz, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme klang wie das Tosen einer mächtigen Brandung.

In seiner rechten Hand hielt er sieben Sterne, und aus seinem Mund kam ein scharfes, beidseitig geschliffenes Schwert. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne in ihrem vollen Glanz.

Es ist Jesus der da steht. Die Bezeichnung „Menschensohn“ verrät es. Er steht mitten im Tempel, dem Ort Gottes, und ist gekleidet wie ein Priester: Mit Gewand und goldenem Band um die Brust

Er schaut übermenschlich aus: weißes Haar, Augen wie Feuer, Füße die wie glühendes Golderz glänzen, eine gewaltige Stimme.

Ein Gesicht, das wie die Sonne glänzt.

Und in der Hand Sieben Sterne, wie ein Zeichen des Universums.

Aus dem Mund ein scharfes Schwert, bedrohlich, bereit Wahres von Unwahrem zu trennen.

Ein erhebendes und erschreckendes Bild zugleich. Vor Schreck fällt Johannes wie tot um.

Jesus, der Christus, der Menschensohn, der Priester und Weltenherrscher geht auf Johannes zu er berührt ihn mit der rechten Hand er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: »Du brauchst dich nicht zu fürchten!

Ja, das ist der Jesus, den wir kennen: Er tritt die Menschen nicht nieder, sondern spricht Ihnen Mut zu. Er berührt sie.

In meinem Film schaut Johannes auf, der verbannte, für seinen Glauben verfolgte und gequälte Johannes schaut Jesus an, den für der er leidet. Wie soll er sich nicht fürchten? Vor Jesus und vor den Menschen in der Welt, die ihn verfolgen?

Wie sollen sich die sieben Gemeinden nicht fürchten? Oder die Christen in Nordkorea?

Natürlich fürchtet er sich, natürlich fürchten sich die Christen in Nordkorea und die Pfarrerin, deren Auto brennt.

Jesus kennt die Furcht, er wurde schließlich selbst angefeindet, verfolgt und er ist dafür gestorben. Ob im Film die Dornenkrone gezeigt wird? Die Hände mit den Wundmalen?

Oder eine Rückblende auf die Kreuzigung?

Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, aber jetzt lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zum Totenreich.

In meinem Inneren Ohr wird das laut mächtig gesagt. Oder doch leise und eindringlich?

Ich war tot, aber jetzt lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zum Totenreich.

Ja, du wirst verfolgt für deinen Glauben, vielleicht stirbst du, aber ich bin bei dir

Ich bin der Erste und der Letzte

Was für ein Auftakt, was für ein Finale der ersten Szene!

Der ganze Film wird so weitergehen: Ein Kunstfilm mit unerklärlichen Bildern, die zur Diskussion anregen, ein ganzes Buch der Bibel, die wie in einem Film erzählt.

Und eine Botschaft, ganz am Anfang, eine Botschaft die allen Mutmachen soll, die verfolgt werden oder zweifeln:

Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, aber jetzt lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zum Totenreich.

Amen.

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