Christlich vorleben – Predigt zu Philipper 2,1-4 (7. Sonntag nach Trinitatis)

Liebe Gemeinde,
letzte Woche habe ich gelesen, dass anlässlich des 100. Geburtstages des schon verstorbenen Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela ein Buch erschienen ist: Seine Briefe aus dem Gefängnis. Vielleicht wissen Sie es: 10.052 Tage, 28 Jahre lang saß Nelson Mandela im Gefängnis. Eine Seite eines Briefes an seine Töchter war im Spiegel abgedruckt. Da seine Frau auch verhaftet wurde, tröstet er seine Töchter, spricht Ihnen Mut zu und ermahnt Sie durchzuhalten.
Ähnlich verhält sich auch Paulus im Gefängnis. Auch er tröstet und ermahnt seine Kinder – seine Gemeinden. Besonders gilt dies für seine Älteste, die Erstgeborene, die erste Gründung in Europa: Philippi.
Ihnen schreibt er aus dem Gefängnis folgendes:
Das gibt es doch schon bei euch: das mahnende Wort im Auftrag von Christus, die Ermutigung aus Liebe.
Dazu die Gemeinschaft durch den Heiligen Geist sowie Mitleid und Barmherzigkeit.
Macht also meine Freude vollkommen und seid euch einig –verbunden durch dieselbe Liebe, durch dieselbe Meinung und durch dasselbe Ziel.
Nicht Eigennutz oder Eitelkeit soll euer Handeln bestimmen.
Sondern nehmt euch zurück und achtet den anderen höher als euch selbst.
Seid nicht auf euren eigenen Vorteil aus, sondern auf den der anderen – und zwar jeder und jede von euch!
Liebe Gemeinde,
wie ein Vater ist Paulus daran interessiert, dass aus seinen Kindern etwas anständiges wird. Für Christen heißt etwas anständiges werden: Man sollte Ihnen anmerken können, dass Sie Christen sind. Eine andere Übersetzung übersetzt den Vers der unserem Predigttext folgt so: „Das ist die Haltung, die euren Umgang miteinander bestimmen soll; es ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat. “
Ja, das sollte aus seinen Kindern werden! Christen, bei denen man am Verhalten merkt, dass Sie es ernst meinen, dass Sie Christus folgen!
Und Sie sind ja schon gut dabei, besser als manch andere Gemeinde, die er immer ermahnen muss. Die Gemeinde in Philippi hat schon viele Schritte geschafft: das mahnende Wort im Auftrag von Christus, die Ermutigung aus Liebe.
Dazu die Gemeinschaft durch den Heiligen Geist sowie Mitleid und Barmherzigkeit.
Das ist viel Wert. Schon der Anfang sagt viel über die gute Gemeinschaft in Philippi aus: Ein ermahnendes Wort muss man erstmal aushalten können. Es ist nicht so leicht, wenn ein Gemeindeglied auf mich zukommt und sagt: Herr Pfarrer, Sie könnten mal….! Das würde mir gut tun, manchmal gelingt Ihnen das nicht so!
Da schlucke ich manchmal, aber ich weiß: Es ist in Liebe gesagt, im Auftrag von Christus, in der Liebe die uns Christen verbindet. Es ist nicht bös gemeint, sondern mir zum besten gesagt.
Wenn man sich in einer Gemeinde, einer Gemeinde ermahnen kann, so ist das ein Zeichen für eine gute Gemeinschaft. Genauso die Ermutigung, die sagt: Trau dich! Die Gemeinschaft, Mitleid und Fürsorge füreinander sowie Barmherzigkeit.
In Philippi ist viel vorhanden und ich denke auch bei uns in Neunburg ist bereits viel vorhanden.
Macht also meine Freude vollkommen so schreibt er und ich denke, die Gemeinde in Philippi wollte das besonders gerne.
Was konnten Sie denn schon für Paulus tun, der entfernt im Gefängnis saß, mit ungewissem Prozessausgang?
Ja, ihn erfreuen, das war Ihnen wichtig.
Die Aufgabe dafür scheint riesig: seid euch einig –verbunden durch dieselbe Liebe, durch dieselbe Meinung und durch dasselbe Ziel.
Sich einig sein – das schaffe ich ja manchmal nicht mal in meiner Familie, wie soll das in der Gemeinde klappen? Einig sein, das hört sich an immer der gleichen Meinung zu sein, es hört sich an nach Friede – Freude (-Eierkuchen).
Interessant wie die Einigkeit kommt: Sie kommt durch dieselbe Liebe. Das ist nicht die Liebe zum nächsten, das heißt nicht: Ich muss alle lieben!
Dieselbe Liebe ist die Liebe von Gott zu uns und von uns zu Gott. In dieser Liebe sind wir alle miteinander verbunden.
Und in dieser Liebe hält man die unterschiedlichen Meinungen aus, weil die gleiche Meinung zu Gott und zu Jesus besteht und weil das gleiche Ziel besteht: Ein Leben mit Gott.
Es ist glaube ich doch nicht Friede, Freude (und Eierkuchen), sondern dass die grobe Richtung stimmt, ein gemeinsames Ziel da ist und die große Verbindung durch Jesus Christus.
Diese große Verbindung zu Christus und dass man einer Gemeinde anmerkt, dass sie Christen sind, geht aber nur, wenn Sie sich auch christlich verhalten. Und das merkt man am meisten im Umgang mit andern.
Wenn ich mit einem anderen ein Ziel Teile, beispielsweise im Verein, in der Feuerwehr oder im Roten Kreuz, dann verhalte ich mich fair, ich halte mich für das Ziel auch zurüc.
Keine würde bei einem Notfalleinsatz sich nach vorne drängen und schreien: Lasst mich vor, ich bin der beste Feuerwehrmann! Ich kann am besten löschen. Kein Helfer würde den anderen mit den Ellbogen rempeln.
Im Alltag, vor allem in der Arbeit geschieht das aber oft: Wir rempeln uns weg. Wir sind bedacht darauf, zu zeigen wie gut wir sind.
Das haben wir als Menschen so intus. Wir brauchen die Anerkennung. Die einen von uns mehr, die anderen weniger.
Im Berufsleben werden wir noch mehr dazu erzogen zu zeigen, wie toll wir sind. In den Bewerbungsschreiben sollten alle Fähigkeiten und Kenntnisse aufgelistet sein, am besten mit Beleg.
Und wenn mein Chef mich befördern soll, muss ich auch klarmachen, dass ich der Geeignetste bin.
Wenn ich ein eigenes Geschäft habe überlebt es nur, wenn ich die besten Angebote habe.
Aber ist das ein christlicher Umgang miteinander? Sich nach vorne drängeln, seine eigenen Vorzüge anzupreisen?
Hätte Jesus das gemacht?
Wenn du betest, sagt er, bete im stillen Kämmerchen.
Jesus war präsent. Er sagte selbstbewusst, dass er der König sei. Aber: Er drängte sich nicht vor.
Und er machte nichts aus Eigennutz.
Unser Umgang den wir also oft mit anderen pflegen, macht es schwer zu spüren, wem wir folgen.
Das war früher, zur Zeit von Paulus nicht anders als heute:
Nicht Eigennutz oder Eitelkeit soll euer Handeln bestimmen.
Sondern nehmt euch zurück und achtet den anderen höher als euch selbst.
Seid nicht auf euren eigenen Vorteil aus, sondern auf den der anderen – und zwar jeder und jede von euch!
Wenn wir das schaffen, und wenn es nur teilweise ist, dann spüren die Menschen um uns herum, wem wir nachfolgen. Dann erzählen durch unser Leben von der Liebe Gottes und von dem, was sie schon längst unter uns bewirkt hat: das mahnende Wort im Auftrag von Christus, die Ermutigung aus Liebe. Dazu die Gemeinschaft durch den Heiligen Geist sowie Mitleid und Barmherzigkeit.
Amen

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